Weißhaubenkakadupärchen „Nico“ und „Rico“ sind erstmals Eltern geworden. Gerechnet hat das Vogelparkteam nicht damit. Die beiden stammen aus Privathaltung und haben, bis sie in den Vogelpark kamen, ein nicht so schönes Leben hinter sich.

Oft mussten sie den Besitzer wechseln, einige Jahre verbrachte das Männchen in einem Käfig in einem Raucherzimmer. Die falsche Fütterung der Vorbesitzer machte beide krank. Chips, Schokolade, Pizza und Kekse standen auf dem Speiseplan. Aus der falschen Ernährung mit viel Salz und Zucker resultierten bei beiden Leber und Nierenschäden. Auch Erdnüsse wurden reichlich gefüttert. Was viele Papageienhalter immer noch nicht wissen: Erdnüsse tragen viele Schimmelpilzsporen auf und unter der Schale. Für Menschen, die die Nüsse schälen völlig unproblematisch. Papageien dagegen halten die Nuss mit dem Fuß fest und atmen beim Knabbern diese Pilzsporen ein, mit dem Resultat, dass sie sich in den Atemwegen dauerhaft festsetzen. Die daraus resultierende Krankheit nennt sich Aspergillose und ist bei Papageien immer noch weit verbreitet. Bleibt die Erkrankung längere Zeit unbehandelt, bekommen die Tiere zusehends schlechter Luft, können sogar daran sterben. Eine spätere Behandlung kann das Allgemeinbefinden verbessern, oftmals ist die Erkrankung aber nicht vollständig heilbar. So auch im Fall der beiden Kakadus im Vogelpark, die trotz monatelanger intensiver Behandlung im Vogelpark mit Inhalationen und Antipilzmitteln nicht mehr ganz gesund werden. Da Aspergillose von Schnabel zu Schnabel übertragen werden kann, musste das Kakadu-Küken vom ersten Tag an von Hand großgezogen werden, um ihm ein gesundes Leben zu ermöglichen. „So ein kleiner Kakadu ist schon eine große Aufgabe“, berichtet Parkleiterin Britta Löbig. „Anfangs wird alle zwei Stunden gefüttert, von morgens 07:00 Uhr bis abends um 22:00 Uhr, das ist zwar anstrengend, aber wenn man sieht, wie er wächst und gedeiht entschädigt das für alles“. Dass überhaupt ein Küken geschlüpft ist, grenzt an ein Wunder. Beide Eltern sind gesundheitlich beeinträchtigt, das Männchen ist mittlerweile 45 Jahre alt und fast vollständig erblindet. „Man hat oft den Eindruck, er kriegt vieles überhaupt nicht mehr mit, deshalb päppeln wir Rico schon täglich mit Sonderrationen. Aber die Paarung mit seinem Weibchen hat erstaunlicherweise einwandfrei funktioniert“, berichtet Löbig. „Auch das Bebrüten des Eies haben sie gut hingekriegt, wir hätten nur nie damit gerechnet, dass Rico noch befruchten kann“.

Das Vogelparkteam plant seit längerem den Neubau einer Kakaduvoliere für die Molukken- und Weißhaubenkakadus. Die in die Jahre gekommene kleine Voliere an der Papageienwiese soll durch eine größere mit angegliederter Innenvoliere ersetzt werden, damit die Tiere wieder fliegen können und selbst entscheiden, wann sie sich in der Übergangszeit im beheizten Innenraum aufwärmen möchten.
Jetzt, mit Nachwuchs, wird der Neubau noch dringlicher und jede Spende ist hochwillkommen. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.vogelpark-herborn.de oder vor Ort im Vogelpark, wo auch extra eine Spendendose für die Kakaduvoliere aufgestellt wurde.

Für Besucher zu sehen sein, wird der kleine Kakadu erst nach dem Winter. Als Nesthocker braucht er noch lange den wärmenden Brutkasten. Trotzdem lohnt sich ein Besuch in der Herborner Einrichtung im Ortsteil Uckersdorf auch im November. Einige der wärmeliebenden Exoten, wie die Wellensittiche sind zwar in ihren Winterquartieren hinter den Kulissen, dafür bezahlen Besucher an der Kasse mit 5 € für Erwachsene und 2,50 € für Kinder seit letztem Wochenende auch weniger Eintritt. Ziegen und Schweine füttern und streicheln, den wuseligen Erdmännchen zuschauen und sich mit den Papageien unterhalten geht schließlich zu jeder Jahreszeit.

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